Der Hype um den Pferdemarkt in Polen nimmt zu. Ich hatte schon vor einigen Wochen vor, hier darüber zu schreiben. Jedoch konnte ich damals nicht genug interessante Infos sammeln und wollte nicht einen weiteren Artikel mit den selben kargen Inhalten, wie sämtliche Gefundene, schreiben.
Nun ist der Pferdemarkt in Polen, genauer in Skaryszew (nahe Radom) vorüber und die Informationen darüber werden deutlich ansprechender. Jedoch häufen sich auch Petitions und Aufrufe, sowie Proteste, welche die Schließung des jährlich stattfindenden Marktes fordern.
Aber von Vorne:
König Wladyslaw Jagiello erteilte im Jahr 1433 dem 4.000 Seelen-Dorf Skaryszew das Privileg, einmal im Jahr einen Pferdeverkaufsmarkt abhalten zu dürfen. Zu Beginn der Fastenzeit kommen seither bis zu 10.000 Pferdehändler angereist und bieten ihre Tiere an. Früher, als in Polen noch bis zu zwei Millionen Arbeitspferde in der Landwirtschaft gearbeitet haben, wurden auf diesem Markt binnen zwei Tagen bis zu 5.000 Kaltblutpferde verkauft. Heutzutage sind diese durch Traktoren ersetzt, die Arbeitstiere den Freizeitpferden gewichen. Immer noch aber wechseln zwischen 300 und 500 Freizeit-, Schlacht- und Therapie-Pferde den Besitzer.
Dabei reisen die Händler sowohl aus Polen, der Slowakei und Deutschland, als auch aus Österreich und Italien an. Laut taz.de produziert Polen etwa 60.000 Schlachtpferde jährlich, welche meist als Kotelett oder Cabanossi auf den Tellern französischer und italienischer Feinschmecker landen.
Videos, welche im Internet veröffentlicht und verbreitet wurden und werden, zeigen ein gänzlich nicht idyllisches und absolut unfreundliches Gesicht des Skaryszewer Pferdemarktes. Man sieht misshandelte Tiere, Pferde, welche auf Hänger geprügelt werden, Pferde mit Stricken durchs Maul,...
Elende Bilder, welche jeden Tierfreund aufhorchen lassen.
Hier eines der Videos aus dem Jahr 2011:
Tierschutzorganisationen rufen zu Protesten auf und starten Petitionen, welche verlangen, den Pferdemarkt abzuschaffen. Hier zu finden. Jedoch ist genau das (meiner Meinung nach) der falsche Weg, die Missstände auf Pferdemärkten anzugreifen. Viel wichtiger ist es doch, dass genau dieser Markt gesittet und kontrolliert abläuft. Dann doch lieber für Tierarztstationen, Kontrolleure und Wasserstellen einsetzen, oder nicht?
Was denkt ihr, wird passieren, wenn der Markt geschlossen wird? Ich kanns euch sagen. Dann nämlich werden die Pferde unter der Hand, irgendwo im Nirgendwo, ohne jegliche Kontrolle verschachert. In irgendwelchen Hinterhöfen, wo dann niemand steht und tragische Videos aufnimmt.
So ist es schön zu sehen, dass sich die Regierung Polens durch die Proteste nicht unterkriegen lässt, finde ich. Rafal Karolak von der Gemeindeverwaltung Skaryszew "Wir haben kein Interesse daran, ass Tierquäler den guten Ruf von Skaryszew zerstören. Wir sind auf die Tierschützer zugegangen, aber die sind ganz auf Krieg eingestellt."
Umso mehr freut mich folgende Veränderung: Heuer wurde der Markt von vier Kontrollpunkten, Tierärzten und Polizisten gesichert. Ein Flugblatt mit der Aufforderung an die Marktbesucher "Sag nein, wenn du siehst, dass ein Tier misshandelt wird." wird verteilt. Auch eine Wasserstelle für die Tiere steht zur Verfügung.
Hier habe ich noch ein absolut nichtssagendes Video von akte 20.13 entdeckt. Dieses scheint fast so, als möchte man den unwissenden tierlieben Nichtbesucher des Pferdemarktes die polnischen Standards (welche sich natürlich von unseren unterscheiden) als Tierquälerei verkaufen. Klar stehen die Pferde nicht auf hübschein eingezäunten Koppelchen. Dennnoch kann ich keine leidenden Pferde (bis auf das eine am Boden liegende, welches aber ein gravierendes Problem zu haben scheint und viele Menschen sich darum zu kümmern scheinen) erkennen.
Auch kann die Aussage nicht stimmen, dass sich kein Tierarzt am Areal befindet, da andere Teilnehmer sehrwohl von derartiger Anwesenheit berichten.
Falls jetzt der Eindruck entsteht, ich wäre positiv zu solchen Märkten eingestellt, ist das natürlich nicht richtig. Jedoch bin ich Realist genug, um sehrwohl zu erkennen, wie was wo geändert werden muss oder soll. Irgendwann werde ich wohl selbst einen solchen Markt besuchen und mir mein eigenes Bild davon machen. Bis dahin allerdings werde ich weiterhin kritisch hinterfragen und nicht sofort auf das Geschrei einer Seite einsteigen, ohne so viele Hintergründe wie nur möglich in Erfahrung zu bringen.
So war auch ich eine der Wenigen, die erkennen konnte, dass Adel Abdessemed ein Video in Frankreich zeigte und nicht, wie im Internet verbreitet wurde, plante, Tiere zu erschlagen.
Genug geprabbelt. Ich bin auf eure Meinungen gespannt.
Liebe Grüße,
Tash
http://tash-horseexperience.blogspot.de/
Seh ich genau so. man sollte bei diesen Märkten eher Wasserstellen un Tierärzte einsetzen anstatt ihn komplett zu verbieten. Toll,dass du dich darüber so gut informiert hast! :)
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschen