Donnerstag, 31. Januar 2013

Pro Ana und Pro Mia


Ich gestehe feierlich, dass diese Namen bisher vollkommen an mir vorbeigegangen sind.

Durch eine sehr liebgewonnene Mitbloggerin, die sich in einem Gespräch Luft machte, stieß ich nun also auch darauf.

Pro Ana = Pro Magersucht
Pro Mia = Pro Ess-Brechsucht

Was tat ich also mit dieser, für mich neuen, Information?
Richtig, ich lief zu Dr. Google.
Doch anstatt mich über die Folgen dieses Wahnsinns zu informieren, wurde ich mit ein paar Klicks in eine vollkommen andere Welt befördert. Ich las mir Blogs durch, von Mädchen die gerade erst das Alter meiner Schwester erreicht hatten, Mädchen die sich schwerelos und leer fühlen möchten...

"Ich möchte gehen können,
ohne Geräusche zu machen,
auf dem Wasser laufen ohne einzutauchen,
über Sand und Schnee ohne Abdrücke zu hinterlassen,
durch die Welt schweben wie eine Feder."


 Ich stieß auf tausende Bilder, Gedichte, Rezepte zum Abnehmen, Methoden, um lautlos zu erbrechen und natürlich die 10 Gebote von Ana...Schock ist nicht das richtige Wort für das Gefühl, das ich dabei hatte.
Es war eher Angst.
Ich sah all diese Mädchen, ohne ihre Geschichten zu kennen, ich blickte auf ihre Rippen und begann mich zu fragen, was an diesen "Geboten" sie erreicht. Dünn sein ist schön. Aber dünn ist nicht das gleiche, wie knochig, abgemagert oder nicht lebensfähig.


Es ist unglaublich, wie gut organisiert 
                                                                                                  diese Mädchen sind!
Die Motivations-Sprüche,
mit denen sie sich gegenseitig *Mut* 
machen, weiter zu hungern,
FALSCH! ES BLEIBT EINE KRANKHEIT!

lassen mir das Blut in den Adern 

gefrieren. Am liebsten würde ich
jede einzelne von ihnen 
packen und so lange schütteln, 
bis sie verstanden haben, 
was sie da eigentlich tun.





Ich habe bereits etwas zum Thema Selbstmord geschrieben. Den Post dazu findet ihr hier. Da mich dieses Thema ebenso aufgewühlt wie verstört hat, habe ich mich umgehört und jemanden gefunden, der bereit ist mit mir über diese Krankheit zu sprechen. Ein junges Mädchen, das Ana als Lebensphilosophie beschreibt und jede Form der Therapie gegen Magersucht verurteilt.
Warum ich mit ihr sprechen möchte?
Ich will es verstehen, denn egal wieviele Blogs und Artikel ich besucht habe... ich konnte es nicht fassen!
Vielleicht war auch ein gesundes Maß an Selbstschutz der Grund dafür...

Jeder Mensch strebt nach der eigenen Perfektion.

"Wir leben KEINEN Lifestyle, wir sind krank und versuchen mit unserer Krankheit zu leben und mit ihr bestmöglich umzugehen"

Pro Ana wird oft verteufelt, doch für einige Mädchen war es auch die Rettung. Eine Möglichkeit, jemandem die Wahrheit zu erzählen, ohne Angst zu haben. 

"Die Mädchen passen aufeinander auf..."

 Schaut man sich z.B. einige Kommentare an, die auf diesen Blogs zu finden sind, ließ man nicht etwa Sprüche wie: Super, hunger weiter!
Nein, oft wird gesagt: Pass auf dich auf! Oder: Rutsch bitte nicht ab, wir haben schon zuviele verloren!
Ich denke am Ende war es gerade das, was mich nicht schlafen ließ.
Auf der einen Seite ist diese Entwicklung schrecklich. Auf der anderen Seite stelle ich mir die Frage, wo sich die Mädchen sonst austauschen können?
Jeder Therapeut sagt einem, dass der Kontakt zu anderen, auch kranken, wichtig ist. Und sei es nur, um die Auswirkungen der Krankheit einmal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.
Versteht mich nicht falsch, die Öffentlichkeit sollte geschützt werden. Junge Mädchen, die noch nicht erkrankt sind, könnten sich von all diesen Blogs und Internetseiten beeinflussen lassen. Und genau das ist eben das Problem.
Den Mädchen geht es nicht darum, andere krank zu machen. Ihre Absicht ist nichts böses, sondern sie suchen vielmehr Hilfe untereinander. Schließlich glaubt man einer ebenfalls Magersüchtigen eher, wenn sie einem sagt, man sei zu dünn, als der eigenen Familie. Viele Communitys sind geschlossen und jeder *nicht süchtige* wird ausgestoßen. Mit Recht.

Das Problem an dieser Thematik ist immer das gleiche...
Wie sollen wir, als Gesellschaft, darauf reagieren?
Nicht nur bei Essstörungen sitzen wir vor diesem Problem.
Die Gesellschaft wird immer größer, immer unkontrollierter.
Wohin uns das führen wird ist fraglich...

J.W.Gacy


2 Kommentare:

  1. Ich finde es mittlerweile erschreckend, dass das so lasse faire gehandhabt wird. Besonders wenn man selbst seit knapp 18 Jahren an einer ES leidet und dann die Mädels sieht, die das so - weils vielleicht Trend ist - mitmachen.

    LG Sofie

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  2. Ja! Genau das ist es auch was mich so erschreckt hat!
    Die Menschen die an einer Essstörung leiden, würden diesen niemals als Trend ansehen!

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